JSG - Julius-Stursberg-Gymnasium Neukirchen-Vluyn Julius-Stursberg-Gymnasium

Aktuelles

Holocaust-Überlebende Eva Weyl berichtet am JSG
12. November 2025

Schon seit über zehn Jahren besucht Eva Ritz-Weyl unsere Schule, um von ihrer Zeit im Konzentrationslager Westerborg zu berichten. Am 10. November 2025 wurde es deshalb wieder sehr still in der Aula. Die gesamte Jahrgangsstufe 10, der Leistungskurs Geschichte aus der Q1 und drei Oberstufenkurse der Gesamtschule Niederberg hörten der 90-jährigen Dame gebannt zu. Diese erzählte die Geschichte ihrer Familie vor, während und nach dem Holocaust:

Zunächst werden die anfänglichen Schikanen, mit Beispielen aus Schulen, vorgestellt. Eva Weyl warnt vor Mobbing, denn das sei der Anfang von Feindschaft.

Sie berichtet von ihren Gefühlen als kleinen Mädchen, dessen Eltern früh in die Niederlande fliehen und deshalb noch recht lange ein unbeschwertes Leben führen. Dann aber muss sie in ein Lager, wo es stinkt, wo das Essen knapp ist, wo es kalt ist und nur einmal die Woche zwei Minuten lang geduscht werden darf.

Die Besonderheiten ihres Lagers Westerborg werden entlarvt. Der Kommandant Gemmeker will keine Folterungen und keine Toten in seinem KZ. Allerdings scheut er nicht davor zurück Menschen, die im perfekt ausgestatteten KZ-Krankenhaus monatelang gesund gepflegt werden, nach deren Genesung sofort nach Auschwitz abzutransportieren. Über 102000 Menschen werden über Westerborg in die Todesmaschinerie Richtung Osten verschickt. Eva ist nach dem Krieg eine der 5000 Überlebenden. Dabei hat ihre Familie mehrfach auf der Transportliste Richtung Auschwitz gestanden und ist nur durch Glück nicht auf den Transport gegangen.

Besonders eindrucksvoll sind die Gefühle der Jugendlichen nach der Befreiung, als sie vom Großvater gesagt bekommt, dass der Junge, in den sie sich verliebt hat, der Sohn des Obernazis von Freiburg gewesen sei. Dass sich eine 15-Jährige gegen den Großvater durchsetzt und sagt, dass der „Fritz“ nichts für die Taten seines Vaters könne, verstehen die Zusehenden. Diese Beziehung hält fünf Jahre. Eva Weyls Auftrag an ihre jugendlichen Zuhörer ist immer wieder präsent. „Seid meine Zweitzeugen. Ihr seid nicht verantwortlich für das Geschehene, aber helft mit, dass so etwas nie wieder passiert.“

Die Aufforderung selbst zu denken, sich zu informieren und sich zugleich daran zu erfreuen, wie gut das Leben in Deutschland ist, wo wir Freiheit haben, wiederholt Eva Weyl mehrfach. Tief beeindruckt haben sich sicherlich viele der Anwesenden vorgenommen, diesen Auftrag anzunehmen.