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Aktuelles

Politik macht Schule: Wahlarena und Juniorwahl am JSG
23. Februar 2025


Die Bundestagswahl 2025 stand im Mittelpunkt einer Projektreihe der Fachschaft Politik am Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn. Den Auftakt machte am Mittwoch, nur vier Tage vor der Bundestagswahl, eine Wahlarena mit allen acht Direktkandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises 113 (Wesel II - Krefeld II), zu welchem Neukirchen-Vluyn gehört. Eingeladen waren neben der Abiturientia der Jahrgangsstufe 12 auch die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11; insgesamt knapp 200 Jugendliche, von denen etwa die Hälfte am Sonntag zum ersten Mal wählen dürfen.


Wahlarena für die Jahrgangsstufen 11 und 12

Es war die erste und einzige Runde in der alle für den Wahlkreis antretenden Direktbewerber von SPD, CDU, Grünen, FDP, AfD, Linken, Freien Wählern und Volt unmittelbar aufeinandertrafen. Dies lobten sowohl die Gäste als auch Schulleiterin Hedda Engbers. Moderiert wurde die Diskussion von Politiklehrer Andreas Galinski.

Nach einer Einführungsrunde zur Biographie der Gäste wurden diese mit kritischen Fragen zur aktuellen Situation ihrer Parteien konfrontiert. So wurde etwa Jan Dieren, der 2021 für die SPD den Wahlkreis direkt gewann, gefragt, ob er Olaf Scholz für den richtigen Kanzlerkandidaten halte. Kerstin Radomski, die in Berlin einen Listenplatz für die CDU innehat, sollte Stellung beziehen zum Konflikt zwischen Kanzlerkandidat Friedrich Merz und Altkanzlerin Angela Merkel. Die Kandidaten der im Bundestag nicht vertretenen Parteien, Stephan Töpfer von den Freien Wählern und Benjamin Klappan von Volt, bekamen die Gelegenheit, ihre Parteien von den anderen abzugrenzen.

Besonders spannend wurde es, als die Schülerinnen und Schüler selbst Fragen stellen durften, die sie zum Teil vorab im Unterricht des Fachs Sozialwissenschaften mit ihrem Lehrer, dem Fachvorsitzenden am JSG Christian Berges, erarbeitet hatten. Dabei stellten sie teils sehr differenzierte Detailfragen, die ihnen am Herzen lagen. Gleich zu Beginn wurde Hauke Finger von der AfD kritisch auf den Zahn gefühlt mit der Frage, warum die AfD bewusst Verschwörungstheorien über sexuelle Frühaufklärung in Umlauf bringe, was effektiven Opferschutz erschwere. Ulle Schauws von den Grünen bekam die Gelegenheit, ihre Sicht auf geschlechtliche Selbstbestimmung darzulegen. Zudem bezog sie gemeinsam mit Jan Dieren, Edith Bartelmus-Scholich von den Linken und Benjamin Klappan von Volt eindeutig Stellung für ein allgemeines Tempolimit auf deutschen Autobahnen, gegen das sich etwa Florian Ott von der FDP und Stephan Töpfer von den Freien Wählern aussprachen. Kerstin Radomski von der CDU betonte den Wunsch ihrer Partei, künftig ein eigenständiges Digitalministerium zu schaffen, was auch Ulle Schauws unterstützte. Heiß diskutiert wurde auf dem Podium über den Zusammenhang von Umwelt- und Wirtschaftspolitik und die zukünftige Energieversorgung Deutschlands. Ebenso ging es um die Themen Wehrpflicht sowie die Schuldenbremse in Verbindung mit dem Ukraine-Krieg und der Verteidigungsfähigkeit der EU. Heftig stritt sich die Podiumsrunde um das Thema „Brandmauer“ und Faschismus mit den Möglichkeiten politischer Entscheidungsfindung in Zeiten einer wachsenden AfD.

Abschließend dankte Schulleiterin Engbers den Gästen, die sich in der heißen Wahlkampfphase knapp drei Stunden Zeit für die Jugendlichen genommen hatten. „Die Veranstaltung soll dazu beitragen, Jugendliche zur politischen Teilhabe und Meinungsbildung zu befähigen“, hofft Lehrer Berges. Moderator Galinski rief am Ende noch einmal dazu auf, am Sonntag zur Wahl zu gehen und damit Verantwortung für die Demokratie und die Zukunft des Landes zu übernehmen.


Juniorwahl für die Klassen 8 bis 12 

Zur Anschauung und gewissermaßen als „Generalprobe“ für den wahlberechtigten Teil der Schülerschaft fand direkt am folgenden Tag die von rund 5.000 Schulen bundesweit durchgeführte Juniorwahl statt, bei der alle Acht- bis Zwölftklässler des JSG ihre Stimmen abgeben durften – insgesamt knapp 500 Jugendliche. Die Wahlzettel unterschieden sich hierbei kaum von jenen, die auch am Sonntag bei der Bundestagswahl für den Wahlkreis verwendet werden. Durchführung und Auszählung der Wahl übernahm die Schülervertretung. Wie gewählt wird, was Erst- und Zweistimme bedeuten und welche Parteien zur Wahl stehen hatten auch die jüngeren Jahrgänge vorab im Politikunterricht besprochen. Die Ergebnisse erscheinen gemeinsam mit denen der übrigen teilnehmenden Schulen am Montag nach der Bundestagswahl.

Faktencheck

Abschließend wurde am Freitagmorgen noch einmal der Abiturjahrgang zusammengerufen. Verschiedene Teams hatten bei der Wahlarena am Mittwoch die acht Kandidatinnen und Kandidaten einzeln beobachtet und sich Notizen zu deren Aussagen gemacht, die zwischenzeitlich einem Faktencheck unterzogen wurden. In einer Gesprächsrunde stellten sie ihre Ergebnisse vor, und der Jahrgang reflektierte die direkten persönlichen Eindrücke sowie deren Einfluss auf ihre Wahlentscheidung am Sonntag. Dazu gehörte auch ein Vergleich zu anderen Informationskanälen, insbesondere den sozialen Medien. Die Jugendlichen waren sich einig, dass dort einige Parteien deutlich weniger aktiv seien und so schlechter wahrgenommen werden könnten. Die Diskussionsrunde habe ihnen ein breiteres Bild von ihren Wahloptionen vermittelt. Allgemein wurden die Aktionen als nützlich und wertvoll empfunden.